| Re:Ich möchte es lieben... |  |
>Bekehrt mich oder das Spiel ist nächste Woche leider im For Sale zu finden :(
Ohne dich bekehren zu wollen oder zu können, folgend einige Dinge, warum mir das Spiel so viel Spass macht:
- Das Abenteuer: Ich werde nackt und schwach in eine Welt geworfen und muss selbst herausfinden, wie ich damit klar komme. Wo ich in anderen Spielen ab diesem Zeitpunkt einfach Questmarker ablaufen würde, schaue ich mir hier die Gegend und die Map tatsächlich an und markiere mir selbst Punkte, die mir sinnvoll oder spannend vorkommen und mit meinen aktuellen Fähigkeiten wahrscheinlich erreichbar sind.
- Die Freiheit: Im Gegensatz zu BotW wird hier zu Beginn (zu) vieles erklärt. Diese Erklärungen kratzen jedoch nur an der Oberfläche. Was ich mit den Tools, die mir das Spiel an die Hand gibt, in dieser Welt anstelle und wann und wo ich das tue, liegt ganz bei mir. Und die Möglichkeiten und die damit einhergehende Freiheit sind geradezu atemberaubend.
- Die Welt: Hyrule ist einfach gnadenlos gut designt. Vielen erscheint die Welt leer - mir erscheint sie "realistisch". Vielerorts sind keine Gegner vorhanden, das Spiel lässt mich einfach umherwandern, staunen, rätseln, Dinge ausprobieren - und dann stolpere ich über einen Korok, sehe hinter einem Hügel Rauch aufsteigen, entdecke durchs Fernglas einen Schrein, vom Himmel fällt ein leuchtendes Etwas herunter und ich vergesse, wohin ich überhaupt vor 2 Stunden eigentlich mal hin wollte. Gleichzeitig fällt die Orientierung aufgrund markanter Punkte in der Landschaft und der guten Map stets leicht, sodass man trotz der schieren Grösse stets weiss, wo man ist.
- Das Entdecken: Das ist für mich der wichtigste Punkt und meiner Meinung nach auch der Punkt, wo es entweder "Klick" oder "meh..." macht. Als ich BotW damals zum ersten Mal gestartet habe, verstand ich nicht, was das Spiel von mir wollte. Wo muss ich hin? Wo sind die Questmarker? Was mach ich hier überhaupt? Monate später habe ich es nochmals versucht und danach über 200h darin versenkt, weil mir klar wurde, dass ich mir hier das Spiel mache, und dass hier wie kaum in einem anderen Spiel der Weg das Ziel ist. Es ist wie bei Elden Ring, falls du das gespielt hast: Natürlich kann man einfach der Hauptquest folgen - aber so richtig, richtig geil wird's dann, wenn du die Pfade verlässt, die Gegend und die Map studierst und zum verfickten Abenteurer wirst, weil du selbst entschieden hast, den weiten Weg bis zu diesem Hügel dort hinten zu gehen und völlig unerwartet eine riesige, in der Map nicht eingezeichnete Höhle gefunden hast, in der zu deinem Entzücken auch noch ein tolles Item versteckt ist. Darauf musst du dich IMHO einlassen, darauf musst du Bock haben. Willst du geführt werden, ist das wohl nix für dich.
Ich könnte noch ewig weiterschreiben, aber wenn du "bekehrt" werden willst, ist eigentlich nur mein letzter Abschnitt relevant. Du musst einfach Lust darauf haben, diese Welt zu erkunden. Kleine Ziele setzen (auf jenen Hügel klettern, das seltsame Gebäude dort hinten untersuchen, den Schrein dort in der Ferne erreichen) und einfach schauen, was unterwegs so passiert. Und es passiert eigentlich andauernd was, überall ist Abklenkung und alles lohnt sich irgendwie. Seit ich das Spiel zum ersten Mal gestartet habe, habe ich vor, einen bestimmten Punkt im Westen zu erreichen. Habe ich den Punkt mittlerweile erreicht? Natürlich nicht, ich bin jetzt irgendwo tief im Norden...
Vielleicht noch ein Beispiel: Im Startgebiet wollte ich eine bestimmte Stelle erreichen. Diese Stelle war sehr hoch und darum herum nur Abgrund. Segeln war keine Option, andere Möglichkeiten sah ich auch nicht. Für mich sah es aus, als wollte das Spiel, dass ich erst zu einem späteren Zeitpunkt dort hin gehe. Aber ich wollte jetzt dort hin! Also habe ich (ohne zu übertreiben) knapp 40 Bäume gefällt, die Stämme am langen Ende aneinandergeklebt und mir so eine enorm lange Brücke mit der Breite von genau einem Baumstamm gebaut. Diese "Brücke" schon nur richtig zu platzieren, so dass sie nicht in den Abgrund fällt und nicht wackelt, war eine Herausforderung für sich - das vorsichtige Überqueren der Brücke in unfassbarer Höhe dann purer Stress. Aber ich habe es geschafft! Zwar musste ich beim Ankommen an besagter Stelle feststellen, dass ich mir nur eine Brücke zurück zum Startpunkt (!) des Spiels gebaut hatte und ich dort schon längst alles untersucht und so während einer Stunde eine Brücke für nix gebaut hatte - aber einfach, dass das überhaupt möglich war und mein Plan geklappt hatte, war so grossartig, dass ich mit dickem Grinsen (auch über die eigene Dummheit, dass ich die Stelle vorher nicht wiedererkannt hatte) vor dem TV sass.
Wenn du sowas geil findest, dann spiel weiter. Wenn du gerne selbst entdeckst und dir dein eigenes Abenteuer strickst, bleib dran. Ansonsten wird's wahrscheinlich schwierig. Ich drück dir die Daumen... ;-)