| Thema: |
|
||
| Autor: | TroyMcClure | ||
| Datum: | 01.05.23 04:26 | ||
| Antwort auf: | The Last of Us Part II #4 von Deashcore | ||
der Fall. Spoiler sind fast alle unmarkiert in diesem Text. Habe vor diesem Posting mal in den Tlou2-Threads ein wenig gelesen um zu sehen, wie das Spiel angekommen ist. Seit Release bis heute habe ich diese komplett gemieden, da ich das Spiel erst vor kurzem zum ersten Mal begonnen habe. Gründe waren vielfältig: hatte auf ne native PS5-Version gewartet, zudem wurde ich relativ kurz nach Release übelst gespoilert und hatte gehofft, dass sich die Wut deswegen ein wenig legt. Anfang des Jahres dann die HBO-Show geguckt, welche mir richtig toll gefallen hat. Daraufhin habe ich nochmal Teil 1 durchgespielt in Vorbereitung auf Teil 2, welchen ich heute beendet habe. Ich bin in das Spiel mit folgendem Wissen reingegangen: ich wusste, dass Joel sterben wird und ich wusste, dass man mit Abby spielen wird, welche ich nur deswegen kannte, weil das halbe Internet sie zum Zeitpunkt des Release gehasst hat. Den Grund dafür wusste ich nicht, hatte aber gehört, dass es angeblich ne ziemliche SJW-Diskussion war und manche Leute die Charakterisierung der Figur aufgrund von Aussehen etc. nicht mochten. Naja, typisch Internet halt. Habe dann also nach dem Durchspielen von Teil 1, welchen ich super finde, direkt mit Teil 2 weitergemacht. Um das ganze mal schnell abzuhaken: Gameplay-technisch ist es dem Vorgänger meilenweit überlegen. Ich habe wie auch Teil 1 auf Survivor gespielt, da auf niedrigeren Schwierigkeitsgraden kein richtiges "Survival-Feeling" bei mir aufkommen will. Die Encounter machen richtig Laune, auch wenn es hier und da mal Stellen gab, die mich extrem genervt haben und in viel Trial and Error ausgeartet sind. Aber im Grunde ist das Gameplay top. Grafisch und Animationsmäßig gesehen spielt das hier in der obersten Liga. Vor allem aber der Sound und die teils unbequeme Musikuntermalung fand ich genial. Und naja, dann gibt es eben halt noch die Geschichte, die Naughty Dog erzählen will. Grob gesehen finde ich die Geschichte ganz gut. Aber ja, auch nur das, nicht mehr und nicht weniger. Es gab für mich persönlich aber mehr Schatten als Licht an der Sache, hauptsächlich wegen des bleibenden Eindrucks. Später mehr dazu. Zu allererst wurde ich nach wenigen Stunden überrascht, als Joel von Abby getötet wurde. Durch mein Vorwissen wusste ich, dass er sterben wird, aber ich dachte eher, dass das gegen Ende passieren würde. Da das so früh aus dem Weg geräumt war, war ich ein wenig "erleichtert", dass der Mega-Spoiler schon so früh weg war und ich weitesgehend spoilerfrei das Ganze angehen konnte. Abby hatte man zu dem Zeitpunkt auch schon gespielt und ich wusste nicht, dass man sie später nochmals übernehmen würde. Die Szene im Ganzen war fantastisch inszeniert. Ich hatte selten bis nie ein so flaues Gefühl im Magen, weder bei einem Spiel noch einem Film oder so. Ich wusste, dass das Joel's Ende sein würde, und das hab ich körperlich gespürt. War sehr unangenehm. Danach war dann auch irgendwie klar für mich, dass das Spiel eine Art Rachefeldzug wird. Aber leider fingen da dann auch schon die Probleme an. Ellie wurde mir im Laufe des Spiels immer unsympathischer. Das war evtl. auch so gewollt, aber wenn ich als Spieler mich mit dem Charakter den ich steuere weniger und weniger identifiziere, dann stimmt irgendwas nicht. Das gipfelte dann im Mord an Alice (dem Hund), Mel und Owen. Klar, einerseits waren sie alle an Joel's Tod Schuld, aber das ging schon dermaßen an die Grenzen, naja. So nach ca. 20 Stunden kam dann also der Twist, und man spielt plötzlich doch wieder Abby. Damit hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht gerechnet. Fand ich aber gut, endlich mal von Ellie wegzukommen. Es war natürlich klar, was Naughty Dog hier erreichen wollte: Verständnis für Abby aufbringen. Und ja, das haben sie bei mir auch hinbekommen. Man stelle sich nur mal vor, dass Teil 1 Abby's Geschichte gewesen wäre. Dann hätte die Mehrheit der Spieler wohl die Szene mit Joel's Tod abgefeiert, da Abby endlich ihr Rache-Ziel für den fiesen Mörder aus Teil 1 erreicht hat. Dann erst in Teil 2 zu sehen was dieser durchgemacht hat ... ich glaube es hätte auch so funktioniert, dass man Sympathien für ihn aufbringt, so wie ich das nun auch für Abby tat. Wie dem auch sei, nun spiele ich also mit Abby parallel zu dem, was ich vorher mit Ellie gespielt habe. Und das dauert viel länger als ich dachte und hat mir persönlich doch sehr das Pacing der Story versaut. Das Spiel war mir persönlich viel zu lang, am Ende 40 Stunden. Für ein so auf die Geschichte fokussiertes Spiel waren es mir viel zu viele Füller-Encounter. Allerdings fand ich die komplette Seite aus Abby's Sicht trotzdem irgendwie fast schon interessanter als Ellie's Part. Vor allem Lev fand ich einen tollen Charakter, richtig stark. Irgendwann kam man also wieder zu dem großen Showdown (Ellie vs. Abby) und es war dann doch irgendwie befremdlich gegen Ellie zu spielen, allerdings hatte man nach der ganzen Geschichte von Abby dafür gute Gründe, wie Ellie sie eben auch hat. Nachdem sich das dann aufgelöst hatte vermutete ich, dass das Spiel nun zeitnah enden würde. Aber dann ging es eben nochmals für mehrere Stunden weiter. Und ich glaube, dass mich das Spiel dort ein wenig verloren hat. Diese ganze Storyline mit diesen Rattlers war für mich ziemlich dumm konstruiert und uninteressant. Und dass Ellie sich davor von Tommy belabern lässt war auch irgendwie grenzwertig. Naja, Schnitt zum finalen Kampf: ich musste als Ellie spielen, fand das nicht angenehm und wollte Abby nicht töten. Immerhin das ist dann ja auch so passiert. Aber das Ende dann für viele Charaktere so komplett offen zu lassen mögen manche als Geniestreich empfinden, für mich war es einfach nur unbefriedigend. Und das ist eben der letzte Eindruck, den ich vom Spiel mitgenommen habe. Denn so wie ich das sehe ist die Geschichte von The Last of us auserzählt. Wüsste jetzt nicht, was man da jetzt noch neues mit den Charakteren anfangen könnte. Und irgendwie fand ich es halt schade, dass für mich am Ende nahezu kein Charakter übrig blieb, mit dem ich sympathisieren konnte, Lev ausgenommen. Ellie und Abby waren beide von Rache zerfressen, Tommy ebenso, zudem verbittert. Dina ist halt noch da, aber ich hatte nie den Gedanken "OMG, was passiert als nächstes mit Dina?". Und naja, alle anderen sind glaube ich tot. Wie oben gesagt: die Geschichte ansich ist gut, aber hinterließ bei mir einen faden Beigeschmack. Den Spieler Abby spielen zu lassen war ein toller Schachzug und Laura Bailey liefert in der Rolle übelst ab, das ist ganz großes Kino, wie eben auch von Ashley Johnson als Ellie. Ich weiß auch nicht, was mir genau gefehlt hat. Vor nem halben Jahr habe ich Ragnarök durchgespielt und dessen Hauptcharakter, welcher ebenfalls eine komplett von Rache zerfressene Figur war, hat mich emotional mehr gepackt als alle Charaktere in Tlou2. Mal sehen, vielleicht blicke ich in der Zukunft ein wenig positiver auf das Spiel zurück als es in dem Text rüberkommen mag. Aber momentan bin ich ziemlich ernüchtert und habe auch keine Lust auf NG+ oder so Sachen. |
|||
| < antworten > | |||