Thema:
Erstes Fazit nach 25 Stunden flat
Autor: the_korben
Datum:25.08.21 18:37
Antwort auf:Seit heute draußen, spielt's jemand? von the_korben

Stimme Vetinari und sad voll zu.

Also auf den ersten Blick ist das Spiel irgendwie gleichzeitig schön poliert und zugänglich, versteckt andererseits aber viele wichtige Funktionen und Mechaniken (z.B. Glaube und Einflusssphäre und ihre Auswirkungen auf Diplomatie) in obskuren Tooltips oder lässt die Infos dazu überhaupt unter den Tisch fallen.

Daher habe ich ca. 10-15 Stunden gebraucht, um wirklich jede Mechanik ausreichend zu durchblicken. Jetzt muss ich aber sagen: Das ist eine wirklich hervorragnede Basis für ein tolles 4X. Gerade die etwas an Paradox-Spiele angelehnte Diplomatie- und Kriegsmechanik, mit der man anderen Spielern gewisse Forderungen stellen kann und Kriegsziele auswählen kann (damit nicht jeder Krieg gleich zu einem Genozid wird) erlaubt es, schön längerfristige Strategien auszuknobeln. Dazu kommt das schöne Kampfsystem, das ich zwar in glasklaren Situationen auch gerne mal mit der Automatisierung umgehe, aber in haarigen Situationen viel Spaß macht. Und die Aufmachung (Grafik, Musik, Soundeffekte) sind absolut top, top, top!

Der Wechsel der Kulturen ist auch sehr originell und macht mir persönlich viel Spaß. Mal "transzendiere" ich, weil ich noch gerne ein bisschen länger Ägypter sein möchte, dan entscheide ich mich rein aus Lust und Laune für eine andere Ethnizität, dann wieder beinhart aufgrund von Eigenschaften der Völker, die mir in der aktuellen Spielphase einen wichtigen Vorteil verschafft. Da gibt es echt viele tolle Möglichkeiten, immer genau so zu spielen, wie man gerade möchte.

Der Städtebau ist ein zweischneidiges Schwert: am Anfang macht es viel Laune, die ersten Städte zu bauen, weil jeder neue Bezirk und jede neue Infrastruktur wichtige Löcher in der eigenen Versorgung stopft, um die gewählte Strategie umsetzen zu können. Hat man aber einmal einen ganzen Kontinent besiedelt, dann verliert das langsam seinen Reiz.

Denn was noch nicht passt: Bugs, Balancing, spätes Mid- bis Lategame. Entweder man schafft es kaum durch die älteren Zeitalter oder man ist der absolute Oberdominator, wenn man sich halbwegs klug anstellt. Besonders bei der Produktion führt letzteres dann dazu, dass eigentlich kaum noch wichtige Entscheidungen in den Städten anstehen - alles ist in 1-3 Runden gebaut, brauchen tut man eh kaum noch mehr. Gerademal bei der einen oder anderen Krise muss man ein bisschen spezieller bauen, aber sonst - wenn das Werkl mal läuft, dann läuft es. Das knabbert ein bisschen an der Langzeitmotivation. Als nach meiner jetzigen Runde werde ich das Spiel wohl mal wieder ein bisschen ruhen lassen.

Nichtsdestotrotz: der aktuelle Beta-Patch verspricht schon viele Verbesserungen und sie werden sicher in den nächsten Monaten die gröbsten Schnitzer noch beseitigen. Dann aber hoffe ich auf viele tolle Erweiterungen, die das Mid- to Lategame deutlich komplexer machen. Es muss jetzt kein EU4 werden, immerhin ist es ja kein GSG sondern ein 4X, aber ich kann mir da noch viele zusätzliche Mechaniken vorstellen, die das ganze zu einem meiner absoluten Lieblingsspiele machen könnten.

Fazit: gut bis sehr gut!


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