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Autor: | Karotte | ||
Datum: | 14.11.19 20:38 | ||
Antwort auf: | Re:Bin jetzt in Kapitel 3 (Spoiler bis dahin) von token | ||
>>Death Stranding scheint, nach deinen Ausführungen, auch auf dieser Ebene zu überzeugen, gleichzeitig aber auch mehr sein zu wollen, als das — was ihm wohl auch gelingt. Daher kann ich nachvollziehen, wenn Reviewer zu dem Schluss kommen, hier mit dem üblichen Autotestervokabular nicht weiterzukommen. >> >Ja, das stimmt. >Aber was mich stört...ich dreh es mal anders herum. >Ein Gemälde ist Kunst. Da gibt es dann grob ausgedrückt eine Zeichnung. >Film ist Kunst. Film arbeitet aber mit bewegten Bildern und maßßgeblich sind diese nicht gezeichnet. >Buch ist Kunst. Da ist aber gar kein Bild, nur eine Erzählung. > >Man sieht, Kunstverständnis muss sich immer an die Eigenheiten eines Mediums anpassen. Dessen Eigenarten berücksichtigen um kreative Leistungen überhaupt nur zu verstehen. > >Und bei Game ist die Interaktion nicht einfach nur ein Alleinstellungsmerkmal zu anderen Medien. Es ist das Fundament dieses Mediums. >Aber kokettiert jemand mit Kunstbegriffen wenn er ein Trials, ein Rocket League oder ein Celeste vor der Brust hat? Titel, die in diesem Fundament glänzen und sich maßgeblich auf diesen Kern fokussieren? >Nope. Videospiel ist dann in der Kunstdiskussion wenn es auf den Ebenen Gemälde/Film/Erzählung an Kunstwürdigkeiten anderer Medien erinnert. > >Ergo, Videospiel ist Kunst, aber in seinem Kern eine in der öffentlichen Diskussion weiterhin unverstandene ;) Ah okay, jetzt verstehe ich, was du meinst. Wobei ich mir nicht sicher bin, inwieweit das mit der Interaktivität wirklich maßgeblich sein muss. Nehmen wir z.B. Trials. Es ist exzellent in seiner Spielbarkeit und damit in dem Element, dass das Medium Videospiel auszeichnet. Aber ich glaube nicht, dass dessen Macher irgendetwas anderes damit erreichen wollten, als ihr Publikum mit den Mechaniken eines Videospiels zu unterhalten. Ein filmisches Äquivalent dazu könnte z.B. sowas wie John Wick oder Mission: Impossible sein: Kernige, kreative, handwerklich gut gemachte und inszenierte Action, wie sie nur ein Film bieten kann. Aber auch hier: Alles „nur“ im Dienste der Unterhaltung. Nicht mehr. Trials, John Wick und M:I sind in ihrem jeweiligen Medium Beispiele für gekonntes „Kunsthandwerk“, wenn man so will. Hochwertig in dem, was sie sein wollen, aber ohne einen darüber hinausgehenden Anspruch. Die Macher wollen uns nichts mitteilen. Wir sollen nichts „mitnehmen“ außer „War geil.“ oder „Hat Spaß gemacht.“ Jetzt nimm „Mad Max: Fury Road“. Ebenfalls handwerklich superb, aber außerdem geht es um Frauen, die sich ihrer vorgeschriebenen Rolle in einem patriarchalischen System widersetzen. In einem Franchise, das zu den „männlichsten“ überhaupt gezählt wird, in einer Gesellschaft, in der toxische Männlichkeit einen traurigen Höhepunkt erreicht hat. Der Film hat imho eine Aussage, die über seine filmische Welt hinaus Bedeutung hat. Dieses Element fehlt bei John Wick und M:I. Ebenso fehlt dieses Element bei Trials. Nicht aber bei Death Stranding. Ich glaube, mein Standpunkt läuft letztlich auf eine Differenzierung zwischen „Kunst“, verstanden als „Ding mit Aussage“ und „Kunsthandwerk“, verstanden als „technisch gut gemachtes Ding“ hinaus. Unabhängig vom jeweiligen Medium und seinen Besonderheiten. (Das Geile an Kojimas Epos ist halt, dass sich die Aussage nicht nur auf die Story beschränkt, sondern sondern direkt ins Gameplay integriert wurde — Anstatt auf sich zu schießen, erleichtern sich Spieler gegenseitig den beschwerlichen Weg, in dem sie Brücken, Straßen, „Verbindungen“ aller Art errichten. Death Stranding wäre dann ein Sonderfall, quasi das Rundum-glücklich-Paket, in dem ein Ding mit Aussage technisch gut gemacht ist. ;o)) |
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