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| Autor: | phaxy | ||
| Datum: | 02.08.19 18:17 | ||
| Antwort auf: | Re:Jaffe bringt es wieder mal auf den Punkt von spinatihero | ||
>>Sagt Jaffe? Natürlich kann man das, weil die Welt halt ambivalenter ist, als er es offenbar darstellt. >>Es kann dir etwas am Produkt liegen, aber auch daran dass Mitarbeiter nicht ausgenutzt werden oder sich nach Fertigstellung einen anderen Job suchen müssen weil es A) nicht erfolgreich genug war oder sie B) nicht übermäßig crunchen wollten oder konnten. > >Das ist ja nicht der Punkt. Der Käufer entscheidet nicht nur über den Erfolg eines Spieles sondern auch wie es produziert wird. Wer findet Tiere werden scheiße gehalten wird Vegetarier, wer was gegen Ausnutzung von Arbeitern hat sollte sich keine Apple oder Kik/Primark Produkte kaufen. Wer Lootboxen und MTX nicht mag kauft keine Spiele damit. Was er seit Monaten anspricht ist aber nun mal die Realität: Es ist den Käufern egal ob Lebewesen, Umwelt etc unter der Produktion leiden. Es wäre einfach gewesen von Seiten wie IGN und Co nicht nur kritisch über solche Arbeitsverhältnisse zu schreiben, sie könnten auch mal sagen das Spiel bewerten wir nicht weil die Produktion zweifelhaft unmenschlich war. Bei RDR2 wusste jeder Wochen vorher welche Zustände bei Rockstar herrschen, dennoch bekam es reichlich Top Wertungen und verkaufte sich zig Millionenfach. Das ist alles zu viel auf einmal :) Wer wegen Haltungsvorbehalten o.Ä. keine Tiere isst, ist ein Kunde weniger und sorgt in klitzekleinen Dosen dafür, dass nicht mehr Tiere dafür leiden, sondern weniger. Was meinst du was passiert, wenn ein Rockstar-Spiel floppen würde? Bessere Arbeitsbedingungen? Ganz sicher nicht. Was schlägst du also stattdessen vor? Es ist "vielen" Käufern nicht grundsätzlich egal, wie unsere Produkte entstehen, wir müssen und nur klar machen, dass solche Nachrichten über Crunch selbst bei Videospiel-affinen Leuten nur an einem sehr sehr kleinen Prozentsatz ankommt. Foren sind nun mal nicht der Nabel der Welt. Und eine gemeinsame Bewertung von Spiel und Arbeitsbedingungen wäre imo ziemlich utopisch und deplatziert. > >Ich verstehe Jaffe so wie ich auch denke: Darüber aufregen ist irgendwie drollig, aber wenn Kritiker selbst das System unterstützen wird sich das nie ändern. > >>Dass übermäßiges Stundenschruppen sich nicht positiv auf die kognitiven Leistungen und letztenendes auf das Spiel auswirken ist eh klar. > >Da würde ich widersprechen. RDR2 GOTY Anwärter, GoD GOTY, Uncharted 4 GOTY usw.. An der Spielqualität ist es nicht sichtbar. Wahrscheinlich gibt es auch Mitarbeiter die sich bewusst für diesen Job entschieden haben und mit der Crunch Time leben können. In jedem Job gibt es Menschen die mit Stress besser klar kommen als andere. Mir geht es darum, ob Menschen mit unverhältnismäßigen Arbeitszeiten überhaupt noch im Stande sind das Produkt wesentlich verbessern: Konzentration, Erinnerung, Lernen oder Problemlösung. Wenn ich unter normalen Bedingungen ein paar Minuten brauche um einen Bug zu entdecken, unter Crunch aber eine Stunde, ist die Frage der Sinnhaftigkeit klar erlaubt. Das hat nichts mit Goty-Auszeichnungen zu tun. Das ist schlicht Stand der Wissenschaft. Und sorry, aber mit "Stress klar kommen" ist eine träumerische Nullaussage. Dauerstress kann und wird irgendwann jeden krank machen. Dann ist es eh schon viel zu spät. Entweder wird der Mitarbeiter dann gefeuert und/oder ist lange Zeit arbeitsunfähig, wenn er nicht freiwillig geht. > >>Und über gesundheitliche Folgen brauchen wir gar nicht zu reden. Natürlich werden viele Mitarbeiten nicht "direkt" gezwungen, setzen sich aber auch selbst unter Druck um den Erwartungen an mich als Kunden, das Team, den Chef und an sich selbst zu genügen. Und ich erwarte von gutem Management, dass er eine Fürsorgepflicht hat und die Mitarbeiter auch vor sich selbst schützt. > >Das ist aber naiv. Nochmal: Stress im Job gibt es überall. In meiner Ausbildung war Ende des Monats immer Alarm da in der Buchhaltung die Monatsbilanz abgeschlossen werden musste. Wenn dann Zahlen zu spät rein kamen oder es einen Fehler gab waren dann die letzten 2 Tage keine 8 sondern 12+ Stunden Arbeit drin. Bei der Spieleentwicklung wird auch keiner gezwungen überhaupt in einem Big Budget Unternehmen anzufangen. Es gibt auch Indie Entwicklungen in denen es vielleicht anders läuft, nur verdient man dort weniger und Aufstiegschancen sind doch argh gering. Wie schon öfters geschrieben: ein paar Überstunden hat nichts mehr Crunch zu tun. Zitat über ND: "Manchmal sei man auch bis Mitternacht oder ein Uhr morgens geblieben. Zum Ende der Entwicklung hin habe es eine Weile lang sogar Sieben-Tage-Wochen gegeben, in denen einige Kollegen 24-Stunden-Schichten von und bis zehn Uhr morgens geschoben hätten. "Ich hatte während des großen Crunches nicht wirklich ein Leben außerhalb meiner Arbeit", so der Kontraktor. Personen, die täglich schon um sieben Uhr das Büro verließen, hätten meist gesundheitliche Gründe dafür genannt. Die freien Mitarbeiter hätten außerdem bedenken müssen, dass sie nach dem Ende des Projekts nur dann übernommen würden, wenn sie hart arbeiteten." [https://www.4players.de/4players.php/spielinfonews/Allgemein/36073/2184263/Naughty_Dog-Ehemalige_Mitarbeiter_kritisieren_extreme_Crunch-Zeiten_und_Behandlung_freier_Mitarbeiter.html] > >>Am Ende des Tages geht es vielen wie diesen, die einfach nicht mehr konnten, krank wurden oder aufgegeben haben. Das ist der Preis den jeder individuell zahlt, aber auch das Studio auf längere Sicht. > >Das findet sich auch in jeder Berufssparte wieder. Bei den Horrormeldungen müsste allein Rockstar ja nach jedem Projekt 60% der Belegschaft austauschen. Das passiert aber nicht, was wahrscheinlich daran liegt dass die Crunch Time eben ein begrenztes Zeitfenster ist. Die restlichen Jahre der Entwicklung sind relativ relaxed, es gibt Events etc.. Es gibt Jobs da gibt es wöchentlich und monatlich eine Crunch Time. Man kann sich das Thema natürlich auch schön reden. Whataboutism? > >>Denn wenn ich andererseits durch halbwegs normale Arbeitszeiten einen, zwei Monate länger darauf warten muss - who gives a fuck > >In den 90ern wurden Spiele gerne mal Monate verschoben, Crunch Time gab es dennoch. Auf der Amiga in Köln konnte ich damals mit einige Blue Byte Entwicklern quatschen. Damals hieß die Crunch Time einfach Überstunden und durch den Messeauftritt war klar dass einige am Wochenende Überstunden machten. > >Nur damit wir uns richtig verstehen. Ich bin sich dafür dass Menschen geregelte Arbeitszeiten haben. Nur die Realität sieht anders aus. Solange diese Menschen auch gebührend entlohnt werden und das Arbeitsumfeld stimmt finde ich das nachvollziehbar wenn sich jemand bewusst dazu entscheidet. Viele Branchen aber haben Crunch Time ohne das wirklich zu benennen was ist schlimmer finde. Einer meiner früheren Chefs meinte auch es wäre völlig logisch dass ich neben den 8 Stunden noch Arbeit mit nach Hause nehme, wie jeder andere Arbeiter auch (außer er selbst), weil ein Projekt drohte zeitlich zu platzen. Viele werden aber nicht "gebührend entlohnt" (z.B. Projektangestellte), verlieren die Motivation ODER sehen nach einiger Zeit einfach keinen Sinn, sich für die Arbeit gesundheitlich zu ruinieren, seine Kinder nicht zu sehen, oder keine soziale Interaktion außerhalb der Arbeit zu haben. Langjährige Leads verlassen die Industrie. Bruce Straley z.B.. Wissen und Erfahrung gehen verloren. Du kennst ja die Berichte über.. .. Nether Realm [https://www.escapistmagazine.com/v2/2019/04/29/crunch-is-allegedly-netherrealms-most-brutal-fatality/] .. Bioware, Epic, etc. Und das einzige was dagegen helfen wird, ist eine Gewerkschaft. |
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