Thema:
Durch. Mit Spoiler. flat
Autor: Slapshot
Datum:05.01.19 01:23
Antwort auf:Red Dead Redemption 2 #5 - Open World im Rockstar Style von JPS

Was war das für ein Ritt...

Rein spielerisch könnt ich jetzt schon einige Kritikpunkte aufzeichnen. Der Anfang zum Beispiel hat mich überhaupt nicht gepackt. So wenig, dass ich gleich mal ein paar Tage Pause gemacht und was anderes zwischendurch gezockt hab.

Dann... aber dann... ist es immer noch manchmal arg zäh. Das Schnellreisesystem hat ja token schon kritisiert, also das im Lager. Das hab ich auch kaum genutzt.

Nervig langweilig waren auch die Ausritte mit meinen Kumpanen. Nervig vor allem, weil die so langsam reiten und nicht immer spannendes zu erzählen haben. Und weil ich mich dann auf die Untertitel konzentrieren muss. Und weil der Kino-Modus auch nicht immer so hinhaut, wie sich die Entwickler das gedacht haben. Wer mal im Kinomodus von den Klippen gestürzt ist, der weiß, was ich meine. Fies: mein teures Pferd ist mit mir drauf gegangen. :(

Aber gut. Hat man sein Ziel erreicht, oder darf man frei durch die Welt streifen, dann hat's für mich funktioniert. Ja, die Steuerung ist überladen und Hölle, was ich allein damit Zeit verbracht hab, meinen Charakter so hinzudrehen, dass er die Aktion ausführt, die ich gerade will (schlafen, xy aufnehmen...). Aber die Kämpfe sind mir gut von der Hand gegangen. Auch wenn mir das zum Ende hin etwas zu viel wurde. Die scheinbar endlos respawnenden Gegner fand ich zwischendrin etwas nervig.

Der eigentliche Star des Spiels ist aber Arthur. Wie ist mir das Rauhbein ans Herz gewachsen... Als er da am Ende so da lag, seinen letzten Sonnenuntergang betrachtete, da konnte ich mir eine Träne nicht mehr verkneifen. Und weil ich weiß, was später mit John passiert, wurden meine Augen bei seinem Ende auch feucht.

Ich kann wirklich mit Fug und Recht behaupten, dass mir noch _kein_ Videospielcharakter so ans Herz gewachsen ist, wie Arthur, John und eigentlich alle anderen auch. Also Sadie, Abigail, Jack, Charles und Uncle. Selbst Dutch... ja, selbst der irgendwie.

Da haben die Entwickler wirklich ganze Arbeit geleistet.

Dafür war das Camp irgendwie ... naja ... nicht so zu 100 % durchdacht. Die ganze Kohle, die man da reinsteckt, die ist eh für die Katz irgendwie. Wobei Kohle ja kein Problem ist. Spätestens ab dem Überfall auf die Bank in Valentine hatte ich keine Geldsorgen mehr. Gekauft hab ich mir aber eh kaum was. Die meisten Waffen findet man, die Munition in der Regel auch. Nur ein teures Pferd hab ich mir mal gegönnt. Und dann noch eins. Wegen Schlucht.

Auch so gab's ein paar nervige Sachen. Mein erstes Kopfgeld hab ich kassiert, weil ich in der Stadt auf R2 gekommen bin, wodurch sich ein Schuss gelöst hat. Das fand der Sheriff gar nicht lustig. Weil ich mir dachte, dass ich mir das Geld sparen könnte, hab ich mich verhaften lassen. Dann war ich zwei Tage im Knast und das Geld war trotzdem weg. Seitdem bin ich immer brav beim Telegrafenamt vorstellig geworden.

Ein paar kleinere Bugs hatte ich, meistens ist Arthur irgendwo hängen geblieben. Auf meiner Farm am Ende gab's mal eine schwebende Mistgabel, da hat sich dann irgendwann Charles dahinter teleportiert. Ansonsten nichts großartiges.

Die zufälligen Überfälle waren nach einiger Zeit kein Problem mehr und eher willkommene Abwechslung, bzw. Gelegenheit, Munition aufzufüllen.

Am Ende hat mich das Gesamtpaket aber überzeugt. Die Grafik schmeichelt den Augen, der Soundtrack bleibt meist unauffällig im Hintergrund und die von Zeit zu Zeit einsetzenden Songs sind genial ins Spiel integriert. Die Story ergibt zwar nicht durchgehend Sinn (spontan: wenn Micah der Verräter war, warum hat er dann Dutch nicht verraten? Überhaupt: warum hat sich Dutch von Micah so manipulieren lassen?), gefällt mir aber trotzdem. Die Zähmung des Wilden Westens, das Ende der Desperados und das Ende der Freiheit. Dazu noch ein paar Anspielungen auf das aktuelle Tagesgeschehen, wobei sich das meist auf Zeitungsmeldungen beschränkt (Wenn im Spiel in der Zeitung steht, dass der Präsident einen Handelsstreit mit Europa beginnt, oder die Grenzen dicht machen will, dann erkenne ich da schon gewisse Parallelen).

Und natürlich die Vorgeschichte von John, dem tragischen Helden aus dem ersten RDR.

Trotz erwähnter Schwächen mein Spiel des Jahres.

Ach, ganz vergessen: Johns Farmarbeit war strunzlangweilig und an der Stelle hätte ich fast abgebrochen! So. Jetzt aber. :)


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