Thema:
100% im Koop (Spoiler markiert) flat
Autor: Akira
Datum:15.11.17 13:14
Antwort auf:Super Mario Odyssey - in 0 Tagen ist es da! von Steppenwolf

Nachdem hier ja gehäuft und vermehrt über die (Un-)Sinnhaftigkeit vieler Monde geschrieben wurde, will ich mich mal einem Thema widmen, dass IMO generell, auch in Reviews, zu kurz kommt: Der 2-Spieler-Koop-Modus.

Und bevor ich auf Mario Odyssey eingehe, ein kurzer Rückblick auf die beiden Galaxies. Diese zeichneten sich dadurch aus, dass zwei Spieler mit unterschiedlichem Skill-Level gemeinsam spielen konnten. Das ist für meine Frau und mich super, weswegen z.B. auch Mario Kart Double Dash auf dem GC unser Lieblings-MK ist.

In SMG1 war es noch so, dass der 2. Spieler mit der Fernbedienung Sternenteile einsammeln konnte. Und iirc war es das dann auch schon, was die Pointer-Funktion ein wenig pointless machte, höhö. Das änderte sich brachial in SMG2. Da konnte der 2. Spieler deutlich stärker interaktiv ins Geschehen einngreifen und z.B. Schalter betätigen, Pilze und Münzen einsammeln (die Möglichkeit, eine Münze hinter Mario her zu tragen und so in Reserve zu haben zu können, ist göttlich!), Gegner festhalten oder gar bekämpfen, bewegliche Objekte festhalten (z.B. Kugelwillis oder verschwindene Plattformen). Der 2. Spieler hat also RICHTIG was zu tun, und es ist oft vorgekommen, dass ich als Mario mehr oder weniger sorgenfrei durch die Level gehüpft bin, während meine Frau in der Kontrolle von Luma nur am Malochen war, um Sternenteile, Geld, Pilze zu sammeln und alle möglichen Gefahren von mir abzuwehren. Was natürlich das Spiel eine ganze Ecke leichter macht. Ich weiß nicht, ob ich als Einzelspieler alle Sterne geholt hätte.

Will sagen: Der Koop-Modus in SMG2 ist meiner/unserer Meinung nach EXZELLENT, dementsprechend hatten wir große Hoffnungen in Mario Odyssey. Im Grunde folgt dieses einem ähnlichen Prinzip: Einer steuert Mario, der andere Cappy. Cappy kann frei losschwirren und innerhalb eines begrenzten Radius mit der Welt interagieren. In erster Linie natürlich kapern, aber auch Mario nen Doppelsprung ausführen lassen, gleichermaßen in Weite und Höhe. Darüber hinaus auch Stampfattacken ausführen, natürlich auch Münzen und Mondteile einsammeln, aber keine ganzen Monde.

Auch hier kann einem der Koop das Leben ungemein erleichtern. Gerade im Post-Game, wenn es z.B. darum geht, lila Münzen einzusammeln. Da muss ich mich als Mario bei schwer erreichbaren Münzen nicht selbst einer Gefahrensituation aussetzen oder genau zielen, sondern Spieler 2 fliegt mit Cappy da einfach hin und sammelt den Plunder ein - sehr praktisch.

Etwas schwierig wird es mit der Bewegungsfreiheit in der 3. Dimension. Dank der weitestgehend fixen (und mal wieder EXZELLENTEN!) Kameraführung und der Pointer-Funktionalität war die Steuerung von Luma in SMG(2) sehr einfach. In Mario Odyssey ist die Sache schon schwieriger. Cappy bewegt sich sehr schnell, wodurch es oft schwierig sein kann, ihn exakt zu positionieren. Die vertikale Bewegung erfolgt durch (wiederholtes) Testendrücken. Das ist manchmal so fitzelig, dass ich je nach Aktion als Mario "zu Fuß" dann doch schneller bin.

Ebenso können Fehler passieren. Es ist öfter vorgekommen, dass meine Frau rein aus Versehen und völlig unbeabsichtigt mal einen Gegner gekapert hat. Oder noch schlimmer: In z.B. New Donk City aus Versehen eine von diesen Schleudern kapert, während ich mit Mario noch in der Laufbewegung bin und dann plötzlich irgendwo hin schleudere.

Cappys Aktionen wirken sich also u.U. auch stark auf Marios Verhalten aus, was präzise Kommunikation erfordet. Gerade am Anfang gab es da Missversändnisse, wenn sie z.B. in ihrem Bestreben, mir zu helfen, Mario irgendwelche Sprünge ausführen lässt, auf die ich aber nicht vorbereitet war. Das war für mich dann ein Gefühl des totalen Kontrollverlusts, weil Mario eigenmächtig irgendwelche Faxen machte. Mit der Zeit entwickelten wir beide aber dann ein Gefühl für das Spiel und füreinander, so dass sie z.B. bei einem verkorsten Sprung schnell noch einen Rettungssprung hinterher schicken kaonnte, um mich vor dem Absturz zu bewahren. Wenn so etwas wortlos funktioniert, ist das schon sehr cool.

Es gibt aber leider ein paar Situationen, in denen der 2. Spieler ausgesperrt wird. Zum Beispiel bei den Vogelscheuchen - diese Challanges muss man als Mario allein bestreiten, weil Cappy ja auf der Vogelscheuche sitzt. Oder die 2D-Passagen, da ist Capppy völig nutzlos. Und für die Koopa-Rennen muss man den zweiten Spieler sogar aktiv aus dem Spiel werfen und in den 1-Spieler-Modus wechseln.

So gesehen ist es "mathematisch" nicht ganz korrekt, wenn ich sage, dass wir 100% im Koop geholt haben. Ich hab jetzt nicht genau nachgezählt, aber ich schätze mal, 85 bis 90 Prozent haben wir zusammen geholt, den Rest musste ich mit Mario allein meistern. Und ich schreibe bewusst "musste", denn a) hätte ich sie natürlich gerne jederzeit dabei gehabt und b) war es für sie ja auch doof, wenn sie zum Zuschauen verdammt wurde und gerne helfen wollte, aber nicht durfte.

tl;fr: Am Ende eines solchen Spiels kommt dann noch einmal die Erinnerung, was man und frau in den vergangenen 65+ Stunden gemeinsam erlebt, durchlebt und erreicht haben. Die Perfektion von SMG2 wurde also auch im Koop nicht ganz erreicht, aber im Großen und Ganzen hat Nintendo das mal wieder super hinbekommen. Hut auf!


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