Thema:
Endlich geschafft! flat
Autor: lovecraft
Datum:06.04.17 13:42
Antwort auf:The Witcher 3: Wild Hunt #5 ist Trümpf von Sachiel

So, gestern Abend beendet... Nach langer Zeit mal wieder ein Spiel, dass ich abgeschlossen habe.
Und was für eins!
Nicht nur, dass ich rund 125 h Spielzeit bis zum Ende in den Witcher investiert habe (damit dürfte es - die Football Manager-Spiele von SI mal außen vor gelassen - mein meistgespieltes Spiel der letzten 10 Jahre sein), ich habe auch knapp 2 Jahre gebraucht, um fertig zu werden. Ich glaube, ich habe da noch länger dran gespielt, als an Bloodborne. Man kann sagen, die PS4 IST bislang für mich vor allem Witcher 3 und Bloodborne.

Im Juni 2015 habe ich mit dem Witcher begonnen und immer wieder häppchenweise weitergespielt. Mir fällt eigentlich kein anderes Spiel ein, dass ich über so einen langen Zeitraum immer wieder gespielt habe. Sonst verlässt mich die Motivation meist nach wenigen Tagen oder Wochen, und wenn ich dann ein Spiel einige Zeit nicht mehr weitergespielt habe, komme ich meist nicht mehr rein und es bleibt in der Ecke liegen.

Auch beim Witcher habe ich oft geflucht aufgrund der bekannten Mankos wie Kampfsystem und Crafting und oft habe ich gedacht, ok, das packst du jetzt nicht mehr an.

Aber irgendwas hat mich immer wieder zurückgeholt.

Ich denke, hauptsächlich lag das an den tollen Charakteren wie Geralt, Yennefer, Rittersporn und vielen weiteren.
Dadurch, dass das Spiel so umfangreich ist, ging es mir wie bei einer guten TV-Serie, bei der man die Hauptfiguren regelrecht lieb gewinnt und sie nach Serienende richtig vermisst. So wird es mir bei Witcher 3 mit Sicherheit auch gehen - das hatte ich eigentlich bei noch keinem anderen Spiel.

Auch die Handlung, die Stimmung, der Humor waren irgendwie "anders" als in sonstigen Rollenspielen und haben voll meinen Nerv getroffen. Ich vermute, das liegt daran, dass der Witcher eine polnische Erfindung ist und viele Elemente osteuropäischer Sagen u.ä. mit eingeflossen sind. Dadurch spürt man schon einen Unterschied zu amerikanischen und westeuropäischen Produktionen - bilde ich mir jedenfalls ein.

Witcher 3 hat einfach Aspekte, die man sonst selten in Videogames findet: Melancholie, Sex, Gossensprache, einen "Badass"-Protagonisten, subtilen Humor. Großartig fand ich auch, dass es - anders als bei vielen Spielen und Filmen - nie zu pathetisch wurde meiner Meinung nach, allein durch die schnoddrigen Kommentare von Geralt und Co. wurde so etwas immer umgangen. Andererseits war es aber nie albern oder flach. Da hat CD Projekt Red meiner Meinung nach immer die Balance sehr gut hingekriegt und auch die "schauspielerische" Leistung der Figuren fand ich grandios gemacht.

Das Spiel hat so viele tolle Momente. Hier mal zwei Szenen als Beispiel, die mir obwohl eher unbedeutend trotzdem im Gedächtnis geblieben sind:

Und so geht das das ganze Spiel über. Das ist einfach liebevoll gemacht und die ganz große Stärke von Witcher 3. Allein die Gespräche der NPCs, die man so im Vorbeikommen belauschen kann sind einfach großartig: Da wird man beschimpft, es werden Zoten und Witze gerissen oder sich einfach über die politische Situation unterhalten. Das ist alles so wahnsinnig detailverliebt und atmosphärisch. Die Quests sind so voller interessanter Aufträge und Charaktere und dazu noch allesamt "Story-driven", d.h. ich fand da nichts aufgesetzt nur um das Spiel künstlich zu verlängern (hat es bei dem Umfang auch wirklich nicht nötig lol), ich kann mich an keine nervigen "Füllstoff"-Aufgaben wie "sammle 20x XYZ etc." erinnern.

Auch sonst gab es keine Stellen, die mich großartig angenervt hätten (z.B. Dinge auf Zeit erledigen oder Spring-Passagen etc.). Das war immer entspannt zu spielen.
Bis Novigrad habe ich sogar auf "Todesmarsch" gespielt, und fand das bis dahin auch relativ entspannt. Hatte dann allerdings eine meiner Krisen mit dem Spiel (wegen Kampfsystem und schwammiger Steuerung, Novigrad hat mich auch angenervt, fand es in der "freien Natur" irgendwie mehr Witcher-like) und habe auf den einfachen SKG umgestellt. Im Nachhinein bereue ich das ein bisschen, denn Crafting, looten, handeln ist auf den unteren SKGs ja mal völlig unnötig. Ich fürchte, ich habe mir dadurch einen Teil der Faszination des Spiels genommen. So schön die Spielwelt auch ist und so viel man auch entdecken kann - ab Novigrad habe ich mir erst gar nicht mehr die Mühe gemacht, besseren Loot zu finden. Ich denke, von den 125 h Spielzeit habe ich bestimmt 80 h allein bis Novigrad investiert. Andererseits ist es natürlich fraglich, ob ich das Spiel jemals beendet hätte, wenn ich auf Todesmarsch weitergespielt hätte und ob Crafting und Lootsystem nicht bloß weiter abgenervt hätten.

Kurzum: Der Witcher ist etwas ganz Besonderes. Und aus meiner Hassliebe (einerseits wollte ich, dass das Spiel endlich zu Ende ist, andererseits wollte ich, dass es nie zu Ende geht) ist am Ende wohl doch eher eine Liebe geworden.
Jetzt ist da eine Leere, ich kann mir ein (Gamer-)Leben ohne Witcher 3 im Moment gar nicht mehr vorstellen... Andererseits freue ich mich darauf, mich wieder mehr auf andere Spiele konzentrieren zu können, deshalb werde ich von den beiden DLCs wohl erstmal Abstand nehmen (mal schauen, wie lange ich das durchhalte...).

Nun überlege ich, was ich als nächstes spielen will:
Nioh, mit der an Geralt erinnernden Hauptfigur oder doch lieber Skyrim, wo ich Bock hätte, mir einen Hexer als Charakter zu bauen ;-)


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