Thema:
Ich fand ihn zu überladen, fast schon anstrengend flat
Autor: Osch
Datum:16.08.17 13:00
Antwort auf:Disney's Beauty and the Beast [Film] von Knight

Speziell im Vergleich zur Zeichentrick-Version, die ich ziemlich oft gesehen habe (in den letzten Jahren dank Tochter wieder vermehrt), ist mir das zu viel Exzess gewesen. Damals wurde die Geschichte in unter 90 Minuten erzählt und auf den Punkt gebracht. Heute braucht man 50 Prozent Laufzeit mehr und stopft alles mit Nebenschauplätzen voll. Das kommt mir ziemlich repräsentativ für aktuelle Hollywood-Filme im Vergleich zu vor zwanzig Jahren vor. Die Disziplin im Schnittraum ist ziemlich verloren gegangen, (Blockbuster-)Filme sind im Durchschnitt eine halbe Stunde länger als damals - und diese halbe Stunde ist in der Regel Ballast.

Hier merkt man's im direkten Vergleich sehr gut - bei der Zeichentrickversion habe ich mich z. B. nie gefragt, , der Realfilm will das alles erklären. Auch konnte der Zeichentrickfilm - wie Luke Evans jetzt auch, der war in seiner Rolle toll - sehr gut vermitteln, dass Gaston ein Arsch ist, ohne dass man noch einen Handlungsstrang braucht,

Naja, und diverse andere Kleinigkeiten, die die Chose auf über zwei Stunden aufblähen. War zwar nicht ganz so penetrant wie Peter Jacksons King Kong, der doppelt so lange rumeierte wie die Vorlage, reichte aber auch so schon.

Hinzu kam für mich ein visueller Informations-Overload, sowohl was das vollstopfte Bühnenbild speziell im Schloss als auch die CGI-Figuren anging. Lumière, von Unruh, der Wandschrank etc. - wisst ihr, woran mich die in ihrer 4K-Detailfitzeligkeit und ihren maschinell wirkenden Bewegungen erinnert haben? An Michael Bays Transformers! Und wenn man die Assoziation erst mal im Kopf hat, wird man sie im weiteren Verlauf des Films nicht so leicht wieder los. Die künstliche Gesamtästhetik des Films hat mich zudem an Tim Burtons seelenlosen Alice im Wunderland erinnert.

Obwohl, im Vergleich zu diesem fand ich Die Schöne und das Biest zum Ende hin nicht ganz so schrecklich. Da wurde ich nochmals ein wenig versöhnt, das lag seltsamerweise auch an kleinen Änderungen gegenüber dem Zeichentrickfilm, die mir gefallen haben.

Unterm Strich halte ich den Film für künstlerisch redundant, weil die Vorlage für mich viel runder ist. Was Disney natürlich nicht kümmert, da das Remake anderthalb Milliarden Umsatz an der Kinokasse gemacht hat. Tochterbedingt wird er bei uns wohl auch noch das eine oder andere Mal laufen. Vielleicht gewöhne ich mich ja dran.


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