Thema:
Harry and Snowman [Doku] flat
Autor: token
Datum:14.02.17 15:11

Harry and Snowman erzählt eine von den Geschichten aus dem Leben, bei denen man, wären sie ein fiktives Drehbuch, aufgrund von Kitsch und eines Mangels an Realismus abwinken würde.

Harry, ein Holländer der unter dem Schrecken des zweiten Weltkriegs aufgewachsen ist, sucht sein Glück in Amerika. Dort arbeitet er auf Reiterhöfen und baut sich nebenbei was eigenes auf. Da er keine Kohle hat, begibt er sich auf eine Pferdeauktion wo ausrangierte Klepper verhökert werden, da er sich nichts anderes leisten kann. Das Konzept solcher Auktionen ist, das was noch verkauft werden kann zu verkaufen, der Rest wird in Wagons geladen und direkt in den Schlachthof gefahren. Harry erscheint zu spät, die Auktion ist gelaufen, schaut sich aber noch an was in den Güterwagons verfügbar ist. Dort erweckt ein Gaul seine Aufmerksamkeit, ein über 10 Jahre altes Pferd das auf Ackern Pflüge gezogen hat.
Dieses kauft er für 80 Dollar.
Der Aufsatzpunkt zu einer typisch amerikanischen und natürlich UNGLAUBLICHEN Sportgeschichte, wie auch einer schönen Geschichte über eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier.

Die Doku ist ziemlich nett aufgezogen. Mit einer Laufzeit von unter 90 Minuten ist sie angenehm kurz, kann man so wegschauen. Sie zeigt den 85jährigen Harry wie er heute lebt und wirkt, lässt ihn paar Anekdoten erzählen, seine Kinder und Zeitzeugen zu Wort kommen, und erzählt seinen und Snowmans (der Pfert) Werdegang im Wechsel zwischen diesen aktuellen Aufnahmen und Interviews, und eben den Rückblenden die mit viel originalem Material unterlegt sind. Das sind teils Fotos, Zeitungsartikel und auch so einige Filmaufnahmen aus so manchen Schlüsselmomenten.
Dabei fokussiert sich der Film nicht ausschließlich auf den Sport, sondern gibt auch dem Menschen und seiner Familie recht viel Raum, was ich gut fand. Zumal damit auch ein gutes Gegengewicht zu dieser durchweg märchenhaften Karriere aufgebaut wird, das in den Zwischentönen klar macht dass alles seinen Preis hat.
Wenn ich was zu kritisieren hätte wäre es an der Machart, das da teils um so manche erzählte Anekdote zu illustrieren auch Dinge nachgedreht wurden. Das ist für Dokus nicht ungewöhnlich, in diesem Fall jedoch wurden diese Aufnahmen mit Bildfiltern gezielt auf alt getrimmt, so dass beim Zuschauer wohl der Eindruck entstehen sollte, auch diese Aufnahmen seien Originalbilder. Das fand ich etwas billig und unnötig.

Insgesamt eine tolle und herzerwärmende Geschichte die hier ansprechend, amüsant und sehenswert dokumentiert wird. Aktuell gibt es den Film auf Netflix.
Hat mir gut gefallen, eine solche Story gibt einem wie ich finde vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse wieder ein Stück weit den Glauben an die Schönheit der Welt zurück.


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