Thema:
Re:Episode 9 war imo recht unbefriedigend -SPOILER- flat
Autor: heffer
Datum:23.06.16 03:00
Antwort auf:Re:Episode 9 war imo recht unbefriedigend -SPOILER- von suicuique

>>Was sollte eigentlich der Mist mit Ramsays "Meine Hunde würden mir nie etwas tun" Geweine? Was für ein erbärmlicher Versuch, der Figur einen schwachen Moment zu verpassen. Und nochmal ein Zeichen dafür, dass die Autoren die Figur lange nicht so gut verstanden haben wie der Schauspieler.
>
>Sehe ich komplett anders.
>Es war gar nicht nötig der Figur einen "schwachen Moment" zu geben.
>Die Figur war seit jeher schwach. In der kompletten Screentime.
>Die Bossy Attitüde die Ramsey an den Tag gelegt hat, resultierte IMMER schon aus der Position der Stärke heraus. Roose gegenüber hat er immer gekuscht wo es nötig war. Abgesehen vom Mord als er sich in eine scheinbar auswegslose Situation gedrängt sah (und selbst der war kein Zeichen der Stärke da hinterlistig ausgeführt).
>

Ich nehme an, du meinst "Position der Schwäche heraus"? Wenn nicht, versteh ich dich evtl. falsch.

Deine Beschreibung klingt für mich ein bisschen wie das, was der Kingpin in Daredevil ist. Als Kind ausgeschlossen und gedemütigt worden, später dann mit Wut und Aggression gegenüber Anderen die eigenen Minderwertigkeitsgefühle kompensiert. Damit hat Ramsay aber nichts zu tun. Ja, er hat nen kleinen Vaterkomplex (wer nicht?), aber das war nie die dominierende Seite an ihm. Schau dir an, mit welcher Ruhe er die Bratwurst isst, nachdem er Theon kastriert hat; sieh seinen Gesichtsausdruck, wenn er mit den Hunden auf die Jagd geht oder Sansa vergewaltigt und hör, wie er mit seinen Liebschaften redet ("Du bist eifersüchtig. Du weißt doch, dass mich Eifersucht langweilt. Weißt du, was ich mit langweiligen Menschen mache" etc.)

Der quält die Leute nicht, um sich zu rächen, seine inneren Wunden zu überspielen oder dergleichen, sondern aus purem Genuss. Das ist nicht der geprügelte Schüler, der zum Amokläufer wird, sondern der geborene, sadistische Psychopath, ohne ein nennenswertes Maß an Empathie oder Gewissen. Der Joker-Vergleich von Droog (falls das nicht ironisch gemeint war) passt schon ziemlich gut.

Ich würde auch bei Ramsay nicht von "kuschen" oder fehlender Stärke sprechen. Das mögen aus unserer Perspektive die richtigen Begriffe sein, aber für Ramsay gibt es solche Werte wie "Fairness", "Mut" oder "Ehre" nicht. Der kennt, etwas vereinfacht gesagt, nur "nützlich/nicht nützlich" und "Langeweile/Spaß". Das haben mE auch die GoT-Macher recht deutlich herausgestellt (Jon Snow fordert ihn zum 1:1 Duell heraus und wird später gefragt, ob er ernsthaft daran geglaubt hat, Ramsay würde sich darauf einlassen).

Ich würde Ramsay auch nicht als "schwach" bezeichnen. Im Gegenteil: Er ist unter den ganzen Hauptcharakteren einer der wenigen (auf die Schnelle fällt mir sonst höchstens noch Bronn und früher noch Tyrion ein), der sein Leben nicht überwiegend in Kampf, Anstrengung und Disziplin führt, sondern weitgehend tatsächlich "frei" ist. Gerade weil er sich keinen Moralvorstellungen, gesellschaftlichen Erwartungen/Gesetzen oder emotionalen Bindungen unterwirft. Der ist völlig unabhängig und ungebunden und macht schlichtweg das, worauf er gerade Bock hat. Und das ist auch der Grund, warum ihn wohl viele insgeheim (zugeben würde man das ja nie, der ist ja schließlich ein Psychopath) irgendwie sympathisch finden. Es ist der gleiche Grund wie bei Bronn und früher Tyrion. Die bringen schlichtweg Leben in die Geschichte.

>Bin jetzt nicht unbedingt ein Fan der Auflösung, aber unstimmig war da nichts.
>

ME stecken in der Szene mit den Hunden zwei Motive, die man aus zig anderen Erzählungen kennt. Das eine ist diese "den Gegner mit den eigenen Waffen schlagen"-Geschichte (bzw. hier vielleicht eher Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn), die ja grundsätzlich immer nett ist, aber hier doch recht unspektakulär ausfällt.
Das andere ist diese Täter-Opfer-Umkehrung: Ramsay hat Sansa vergewaltigt und gedemütigt, sie also gerade psychisch verletzt; nun macht Sansa das Gleiche mit ihm; er jammert, sie steht stolz und erhobenen Hauptes daneben. Aber das Ramsay innerlich verletzt sein soll, weils ja seine Hunde sind... das kauf ich der Serie aus obigen Gründen nicht ab.

Ich hätte zwei Arten von Enden gut gefunden.
1. Sie wollen Ramsay "brechen", aber kriegens nicht hin (vgl. Droog), zB auch weil er sich vorher selbst umbringt
2. Sie foltern ihn so lange, bis er tatsächlich gebrochen ist (vgl. Derrick).

Das jetzt fand ich schlichtweg kacke. Unwürdiger Abschluss für ne gute Folge.


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