Thema:
Teen Wolf [Serie] flat
Autor: HomiSite
Datum:30.06.15 23:37

Wie kann es sein, dass offenbar noch nie was zu TEEN WOLF geschrieben wurde? Okay, mit diesem Guilty Pleasure bin zumindest ich nicht hausieren gegangen, aber zum sehr gelungenen Start in die fünfte Staffel mit 20 (!) Episoden dieser MTV-Serie sage ich: Tolle Show!

Ich hatte anderswo mal die ersten beiden Staffeln wie folgt beschrieben; vieles gilt immer noch, auch wenn natürlich dauernd neue gutaussehende junge Menschen und neue Wesen eingeführt wurden und dramatische Ereignisse fast immer abgefangen werden (besonders das Finale von S04 war dahingehend leider enttäuschend).


Früh wird der Protagonist in der ersten Staffel Scott gebissen und muss mit seinen neuen Fähigkeiten und dem Vollmondfluch klarkommen, dabei helfen ihm sein bester Kumpel Stiles und auch ein anderer Werwolf names Derek (TWILIGHT'scher Mädchenschwarm). Die Serie behauptet eingangs, die beiden Freunde seien Außenseiter, aber sie sind eigentlich genauso gutaussehend und durchtrainiert wie die (winzige) Topclique der Schule um Jackson und Lydia. Nach zwei Folgen oder so ist der Teenwolf auch schon mit dem süßen Neuzugang Allison zusammen, doch ihre Familie ist leider ein Werwolfjägerclan!

Teen Wolf ähnelt strukturell stark THE SECRET CIRCLE, aber es gibt weniger heiße Chicks, äh, Parteien insgesamt; die Mythologie wird aber ähnlich aufgeblasen, je wie es gerade passt (v.a. Scotts Supersinne). Witzig: J. R. Bourne als Allisons Vater Chris spielte auch in The Secret Circle einen Jäger (bzw. umgekehrt, denn Teen Wolf ging früher auf Sendung). Der Schulalltag hat eine größere Bedeutung als in der Hexenserie, aber läuft trotzdem eher nebenher - so wird in den Pausen ohne Geheimhaltung laut über Werwölfe geredet.

Weitere und spannendste Parallele: Die Figuren wissen alle unterschiedlich viel voneinander. Wie auch bei The Secret Circle geraten die großen Enthüllungsmomente aber leider etwas schwach, dafür weist jeder Charakter glaubwürdige Handlungsmotive auf. Trotz ernster Grundstimmung hat die Serie erstaunlich lustige Sprüche (natürlich vom "Buddy" Stiles), stattdessen aber misslungene Wolfsmenschmasken (der CGI-Werwolf sieht gut aus). Für Fans komischer Gesichtsausdrücke (Adam und Jake aus The Secret Circle ;-) hat Teenwolf Scott weinerliche und "böse" Blicke parat. Und während die Mädels ihre Klamotten meist anlassen, laufen fortwährend Jungs halbnackt durchs Bild. Und spielen Lacrosse, ein Ballsport mit langen Stöcken...

Insgesamt hat mir die Serie überraschend gefallen! Vor allem in der ersten Hälfte gibt es zwar einige klischeehafte/"unwichtige" Szenen, die man mittlerweile einfach kennt, aber zum Finale zieht es qualitativ an. Teen Wolf ist nicht wirklich anspruchsvoll oder gar innovativ, aber ernster und gleichzeitig unterhaltsamer als erwartet.


Auch die zweite Season mit 12 Folgen überrascht: Ein halbnackter Jüngling entsteigt mit zerrissenem Hemd dem Wasser, das Vollmondlich glitzert auf seiner feuchten Haut - die Serie macht mit frauen- bzw. schwulenfreundlichen Bildern weiter und besucht später auch einen Gayclub. Aber für die straighten Zuschauer gibt's endlich (ein wenig) mehr weibliches Fleisch, in dem u.a. die Darstellerriege ordentlich, jedoch viel zu schnell aufgestockt wird. Deswegen war wohl kein Geld mehr für Werwolf-CGI übrig, was quasi komplett fehlt. Dafür kriecht ein anderes Geschöpf durch die Nacht. Das ist ziemlich hanebüchen und vor allem stärker übernatürlich als bisher in die Serienmythologie eingebunden, die weiterhin gerne mal logische Sprünge macht. Aber nach und nach schickt Teen Wolf seine Haupt- und Nebencharaktere ohne Rücksicht durch tiefste emotionale Täler, dass man nur verwundert staunen kann.

Leider wird dies natürlich zum Schluss noch halbwegs harmonisch abgeschlossen, auch um die dritte Season mit ganzen 24 Episoden einzuläuten. Die Serie behält natürlich oft ihren trashigen Flair und ist eine typische US-Teenager-Serie, wo Sport, In-Crowd und Freundin mit das Wichtigste sind - aber sie ist weiterhin auch gekonnt witzig und eben bisweilen erstaunlich düster. Ein qualitativ überraschend hochwertiges Guilty Pleasure - Empfehlung, ernsthaft!


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